Technologien der Zukunft
Vertrauen schaffen, wachsen und den Wandel gestalten. Das sind aus Sicht von Gartner die drei zentralen Themen, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen müssen. In ihrem aktuellen Hype Cycle for Emerging Technologies haben die Gartner-Analysten über 1.500 Einzeltechnologien auf einige Techniktrends verdichtet, die in den kommenden zwei bis zehn Jahren viele Betriebe fundamental verändern werden. Hier eine Auswahl:
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Vertrauen
Sovereign Cloud: Eine souveräne Cloud meint Cloud-Dienste in den Grenzen eines Landes, um die dortigen Anforderungen an die Datenhaltung inklusive Regularien und Gesetzgebung zu erfüllen. In Europa ist Gaia-X ein Beispiel. Dienste multinationaler Anbieter könnten in den Ländern gesetzlich eingeschränkt werden.
Machine-readable legislation (MRL): Die Entwicklung von maschinell lesbaren Rechtsvorschriften meint, dass Anwendungen und Webseiten von Unternehmen automatisiert maschinenlesbare Gesetzestexte interpretieren und berücksichtigen können. Dadurch würde die Rechtsprechung einheitlicher.
Decentralized Identity (DCI): Blockchain oder andere Distributed-Ledger-Technologien (DLTs) werden genutzt, um sichere digitale Identitäten zu erstellen und zu kontrollieren. Banken, Einzelhändler oder soziale Netzwerke verlangen von Anwendern für jeden Dienst eine eigene Identität. Dies überfordert Konsumenten und bietet Raum für Cyberangriffe.
Decentralized Finance (DeFi): Dezentrale Marktinfrastruktur ohne einen zentralen Intermediär. DeFi nutzt die Blockchain-Technologie für Handelsbörsen oder die Verwaltung digitaler Vermögenswerte. DeFi bricht bestehende Finanzvermittlungskonstrukte auf und bietet Anlegern wie Kreditnehmern mehr Transparenz und Kontrolle über ihr Vermögen. Intelligente Maschinen könnten sich zu autonomen Wirtschaftsakteuren entwickeln.
Active Metadata Management: Kontinuierliche Analyse der Informationen aus Datenmanagement, Systemen, Infrastruktur und Data Governance. Ziel ist es, zu überprüfen, inwieweit die geplante mit der tatsächlichen Datennutzung in der betrieblichen Praxis übereinstimmt. Dazu werden Muster in Datenoperationen erkannt, etwa durch maschinelles Lernen.
Data Fabric: Ein Datenverwaltungskonzept, das Datenintegration und – bereitstellung teils automatisiert und Daten anreichert. Außerdem werden Datenbestände optimiert und ihre Kosten kontrolliert.
Real-time Incident Center: Informationen aus verschiedenen Quellen werden zusammengeführt und visualisiert, um Situationen besser zu beurteilen und schneller zu reagieren. Öffentliche Sicherheitsbehörden können so etwa Notfälle besser managen. Grundlage bilden Integrationen von Datenbanken, Sensor-, Video- und Kommunikationssystemen.
Employee Communications Applications (ECAs): Unternehmen sollen damit ihre interne Kommunikation besser planen, analysieren und steuern. Basis sind relevante Inhalte an Zielgruppen, Feedback an die Führungsebene und ein einheitlicher Zugriff auf wichtige Anwendungen über mehrere Kanäle und Geräte.
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Wachstum
Multiexperience: Harmonische digitale User Journey über eine Vielzahl digitaler Berührungspunkte wie Website, mobile Apps, Conversational Apps, Augmented und Virtual Reality. Dabei werden verschiedene Möglichkeiten der Interaktion kombiniert, für nahtlose und konsistente digitale Erlebnisse.
Industry Clouds: Sie bieten geschäftliche und technische Cloud-Funktionen für bestimmte vertikale Branchen an, etwa Pakete mit funktionalen, rechtlichen sowie technischen Anforderungen und Anwendungsfällen wie Branchenszenarien und Prozessmodelle.
AI-driven Innovation: Unter KI-gesteuerter Innovation versteht Gartner den Einsatz von KI-Technologien im Innovationsprozess von Betrieben: Trends identifizieren, Muster vergleichen, Technologien erkunden oder das Potenzial von Ideen einschätzen.
Generative AI: KI-Techniken, bei denen aus Massendaten intelligent neue Artefakte erzeugt werden. Ein leistungsstarker Rechner entwirft etwa auf der Basis unzähliger Datenmengen aus der realen Welt das perfekte Auto, neuartige Medieninhalte, Materialien oder Arzneimittel.
Digital Humans: Interaktive, KI-gesteuerte Darstellungen, die die Persönlichkeit, das Wissen und die Denkweise eines Menschen zu haben scheinen: Avatare, humanoide Roboter, Chatbot oder Smart Speaker. Techniken sind konversationelle Benutzeroberflächen, CGI (Computer generierte Bilder) und autonome 3D-Animationen. Unternehmen könnten mit digitalen Menschen neue, ortsunabhängige Geschäftsmodelle entwickeln: Personalschulung, Kommunikation, Kundenservice, medizinische Versorgung und Marketing.
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Wandel
Composable Applications: Module,um Softwaresysteme individuell für bestimmte Anforderungen im Unternehmen zusammenzustellen.
Composable Networks: Einzelne, wiederverwendbare Netzfunktionen und -elemente, die sich leicht zusammensetzen und integrieren lassen sollen. Offene APIs sorgen dafür, dass sich Composable Networks mit anderen interoperablen Komponenten integrieren und nutzen lassen, etwa um Workflows und Serviceketten zusammenzustellen.
AI-augmented Design: Einsatz von Technologien rund um künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning (ML) und Natural Language Processing (NLP), um automatisch Benutzeroberflächen, Screendesigns, Inhalte und Code für digitale Produkte zu entwickeln, etwa Websites, Apps und Software.
Influence Engineering (IE): Erkenntnisse aus der Verhaltenswissenschaft erklären, wie Entscheidungen von Nutzern zustande kommen. Die Fülle an Datenquellen und die Möglichkeiten des maschinellen Lernens ermöglichen neue Systeme der Beeinflussung, etwa durch Erkennung von Emotionen.
Self-integrating Applications: Automatisierte Integration neuer Anwendungen und Dienste in ein Anwendungsportfolio. Untersuchungen zeigen: Bis zu 65 Prozent der Kosten für die Implementierung eines neuen ERP– oder CRM-Systems entfallen auf die Integration.